Versorgungstechnische Beratung in Leipzig

 Bild im Kopfbereich: Altes Rathaus in Leipzig (erscheint nicht in der Druckversion):

Logis im Schloss, Leipzig 1993-94

Ich fühle mich nicht dazu berufen, die Geheimnisse des Lebens zu ergründen, sondern die von mir geforderte Tat zu erkennen und zu vollziehen. Aber das sagte ich bereits. Doch es klingt so schön angeberisch.

Miese Verkehrshinweise    

In der Morgenfrühe des 09. November 1992 befinde ich mich bereits wieder mit meinem PKW auf der Fahrt von Köln über die Autobahn A4 in Richtung Hermsdorfer Kreuz. Also hier eine kurze Wegbeschreibung: Von Köln aus fahre ich über die A4 bis zum Olpener Kreuz und dann weiter über die sogenannte Sauerlandlinie, die A 45, bis zur Abfahrt Gießen und ab dieser Abfahrt in Richtung „Kassel“. Diese Richtungsanzeige ist nicht sehr intelligent gewählt, denn von Eisenach oder Erfurt ist hier nicht die Rede, obwohl die meisten der hier abbiegenden Verkehrsteilnehmer genau nach diesen Ortsbezeichnungen Ausschau halten. Nach Kassel will kaum jemand, weil er dann einen anderen Weg gewählt hätte. Also, die Verantwortlichen vertrauen wohl auf das unter Autofahrern übliche Weitersagen. Dann geht’s über den Gießener Ring und, immer noch von der Angabe „Kassel“ geleitet, irgendwann auf die A5 mit der dann ganz unerwartet auftauchenden Richtungsangabe „Erfurt“. Dieses Schild taucht so plötzlich auf, dass es von vielen Erstlingen prompt übersehen wird. Der Schildbürgerstreich ist den Verantwortlichen, die es doch hoffentlich gibt, meisterhaft gelungen. Nun führt der Weg weiter über die genannte  Autobahn A5, die bei Bad Hersfeld in die A 4 übergeht, bis zum Hermsdorfer Kreuz.

Zu neuen Ufern     

Ab hier fahre ich aber nicht, wie im letzten Jahr mehrmals geübt, in Richtung Dresden weiter, sondern biege nach Norden in Richtung Leipzig ab. Von hier aus lenke ich meinen Wagen in das in nächster Nähe von Leipzig hinter dem Auwald gelegene Städtchen Böhlitz-Ehrenberg, um bei der hier ansässigen Verbundnetz Gas AG (kurz VNG) vorzusprechen. Diese Firma beliefert als überregionales Versorgungs- oder richtiger Gastransportunternehmen die Stadtwerke und sonstigen Regionalversorger in den Neuen Bundesländern. Da sie in den europäischen Gasverbund (daher der Firmenname) eingebunden ist, garantiert sie eine hohe Versorgungssicherheit für ihre Kunden. Siehe hierzu die untere Karte. Weil die VNG mittlerweile in Konkurrenz zu anderen großen, finanzstarken Gasanbietern steht, ist sie bereit und kompetent, ihren Kunden nicht nur Gas, sondern auch fachliche Unterstützung beim Aufbau einer modernen Erdgasversorgung zu liefern. Und das ist der Grund für meine Fahrt zu dieser VNG: Versorgungstechnische Beratung bei der Umstellung der Gasversorgung von Stadtgas auf Erdgas (kurz Erdgasumstellung genannt) und beim weiteren Aufbau einer modernen Erdgasversorgung im Spannungsfeld des Wettbewerbs mit anderen Energien.

Das Gespräch war noch während meiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Dresden Gas GmbH von Herrn Oerter (VNG, früher Ruhrgas AG) vorbereitet worden. Kurz, es war seine Idee. Ich nehme Logis in einem von der Ruhrgas AG Essen aufgekauften und renovierten Schlösschen in der Auenstraße in Böhlitz-Ehrenberg, nicht übermäßig pompös, aber wunderschön in einem Park mit altem Baumbestand gelegen. Aber, da der gesamte Ort noch mit Stadtgas versorgt wird und die Umstellung auf Erdgas noch nicht einmal begonnen hat, heizt hier noch Jedermann mit der schwefelhaltigen Braunkohle und die Luft ist besonders bei Inversionswetterlage von dem widerlichen Geruch verseucht. Da dieser Geruch mir auf den Magen schlägt und den Appetit nimmt, betrachte ich ihn als kostenloses Schlankheitsmittel. Die Einheimischen beteuern, den Gestank, seit Jahren gewohnt, nicht mehr wahrzunehmen; mir bleibt nur, ihn so lange  zu ignorieren, bis er zur Gewohnheit wird.

Am nächsten Tag, dem 10. November 1992, schließe ich mit der VNG, die hier in Böhlitz-Ehrenberg in mehreren über das Stadtgebiet verstreuten Gebäuden

in der Diaspora arbeitet, einen Beratervertrag ab, der mich verpflichtet, meine beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen der VNG gegen Entgelt zur Verfügung zu stellen. Meine Beratungsleistungen beginnen noch am selben Tag im Auftrag und auf Rechnung der VNG bei der Stadtwerke Leipzig GmbH. Abends ist im Schloss eine feierliche Unterzeichnung des Vertragsabschlusses für die Erdgaslieferung durch die VNG an die Stadtwerke Leipzig und ich habe als Gast Gelegenheit, beim anschließenden Umtrunk die so wichtigen ersten Kontakte zu den leitenden Damen und Herren beider Unternehmen zu knüpfen.



Hier bin ich umrahmt vom Chef der Hauptabteilung Gas, Herrn Hennig (rechts), dem ich eine sehr gute Zusammenarbeit verdanke,  und

seinen Abteilungsleitern und Sekretärinnen.



Die geometrische oder graphische Datenverarbeitung

Die Moderne macht auch vor der Planwerksbearbeitung nicht halt und so rüstet man überall in den Versorgungsbetrieben für eine Umstellung des Planwerks von Zeichenpapier als Datenträger auf GDV, also zur elektronischen Bearbeitung. Dies ist dann, wenn es einmal geschafft ist, eine Basis für ein umfassendes Rohrnetzbetriebs- und Informationssystem. Die Einführung eines solch komplexen Systems erfordert ein iteratives Vorgehen mit definierten Zwischenzielen. Hierfür gibt es ein bei GEW in Köln eingeführtes Verfahren nach „Orgware M“.

Am 14. und 15. Juni 1993 findet bei der GEW-Werke Köln AG vor dem Technischen Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig GmbH und seinen Hauptabteilungsleitern  eine Präsentation der bisherigen Arbeitsschritte und Erfahrungen der GEW statt. Dies bildet eine gute Basis für den erfolgreichen Start der Leipziger Kollegen in dieses kostspielige Abenteuer. Gottseidank werden sie durch  die offenen Worte der Kölner vor einigen Fehlentwicklungen bewahrt (Mausklick statt Tastaturbesessenheit). Diese Offenheit, die sie in Köln erfahren dürfen, hat die Leipziger sehr beeindruckt. Offenheit war ja kein hervorstechendes Merkmal der Überlebenskunst in der DDR. Des Weiteren sind die Leipziger Gäste bei der abendlichen Beköstigung in der Altstadt vom regen Leben und Treiben der Kölner Bevölkerung überrascht. Das wirkt schon fast so, als sei man nicht mehr ganz in Deutschland, wenn auch noch nicht in Frankreich, also in einem Grenzbereich des „savoir- vivre“.

 

Es sind nicht die strahlend weißen Segel, die ein Schiff bewegen und ihm Fahrt verleihen,

es ist der unsichtbare Wind.

 

Am 19. Oktober 1993 findet ein gemeinsames Abendessen der Verbundnetz Gas AG und der Stadtwerke Leipzig GmbH als Rahmen für eine allgemeine Würdigung der Zusammenarbeit beider Unternehmen statt. Da der Technische Geschäftsführer der Stadtwerke in seiner Rede meine Tätigkeit in seinem Hause, gelinde gesagt, hervorhebt, bemühe ich mich, dieses Lob an seine ebenfalls anwesenden Mitarbeiter weiterzugeben. Dabei fällt mir der Spruch von Segel, Schiff und Wind ein, den ich in abgewandelter Form einflechte. Das bin ich diesen menschlich und fachlich hervorragenden Kollegen schuldig.

Meine Beratungen dauern etwa zwei Jahre und werden allmählich, also nicht schlagartig, durch die Beratung der Stadtwerke Schwerin abgelöst. Allerdings ordne ich am 25. Januar 1994 meine Akten für den Umzug nach Schwerin und die Schwerpunktverlagerung dorthin. Parallel zur Beratung der Schweriner Stadtwerke laufen meine Aktivitäten in Leipzig noch bis Ende 1994.

Die Leipziger lassen die menschlichen Kontakte mit mir auch nach Jahren nicht einschlafen und so bleiben wir in gegenseitiger guter Erinnerung.

Ein freudiges Wiedersehen gibt es anlässlich der Haupttagung unseres Berufsvereins DELIWA in der Zeit vom 27. bis 29. Mai 1999 in Köln. Die Leipziger Kollegen, allen voran Herr Reichelt, lassen es sich nicht nehmen, mich zu dieser Tagung „als Teilnehmer der Bezirksgruppe Leipzig“ einzuladen. Als kleines Dankeschön darf ich die Damen und Herren aus Leipzig dann am 27. Mai abends nach einem akustisch beeindruckenden Konzert im Kölner Dom in eine typische Kölner Brauerei-Gaststätte führen. Dort bedient der „Köbes“ und empfiehlt u.a. „Halven Hahn“ (Graubrötchen mit mittelaltem Holländer), ½  Meter Wurst mit Grünkohl, Hämmchen mit Sauerkraut und so weiter. Dazu gibt es für alle, die nicht Abstinenzler sind, das obergärige Kölsch als Medizin gegen Durst und Harnweg-erkrankungen. Als weitere Medizin, wenn man so will, werden nach Aufforderung von mir Kölsche Witze serviert.



Feier im Park des Schlösschens

Der 18. Mai 1993 wartet mit einer Wärme auf, die es ermöglicht, größere Feiern als Freilicht-Veranstaltungen zu inszenieren. Der Chef der Verbundnetz Gas AG feiert seit dem frühen Nachmittag im Park des Schlösschens der Ruhrgas AG in Böhlitz-Ehrenberg, Auenstraße 14, sein Dienstjubiläum. Ich komme gegen Abend ahnungslos dort an und habe natürlich kein Geschenk zur Hand. Frau Kriehmig, unsere „Schlossherrin“, beichtet mir, sie habe die Weitergabe der mir zugedachten Einladung verschwitzt. Kurz entschlossen nimmt sie einen der vielen bereits geschenkten Blumensträuße aus der Vase und drückt ihn mir mit den Worten in die Hand: „Nun gehen Sie mal schön mit diesen Blumen zum Chef in den Park, der merkt das doch nicht. Erstens versteht er nicht viel von Blumen und zweitens hat er einiges getrunken und steht kurz vor der Überschreitung des Rubikon.“ Der Geehrte nimmt die Blumen achtlos entgegen und lässt sie schnurstracks zu weiteren missachteten Blumen in einen Eimer stellen. Dann bittet er mich an seine Seite und beauftragt mich mit dem Erzählen von Kölner Witzen. Das fällt mir nicht schwer! Bald mache ich die Feststellung, dass einige seiner Gäste auf einem recht wackligen Untergrund stehen.

Eines Abends komme ich nach meiner Beratertätigkeit bei den Stadtwerken Leipzig im Schlösschen an und werde schon an der Pforte von Herrn Oerter informiert, die von der VNG gesponserte Besatzung von Bob Deutschland 2 sei  mit den hohen Herren der VNG zu einer Ehrung anlässlich der bei den Olympischen Winterspielen errungenen Bronzemedaille im Besprechungsraum versammelt. Uns beiden wird die hohe Ehre zuteil, die siegreichen Sportler kurz mit Handschlag zu begrüßen, dann werden wir, mit zwei Flaschen Rotwein ausgestattet, in einen Nebenraum geleitet. Hier können wir den Tag mit einem leichten Abendnebel ausklingen lassen, ohne anstandshalber Gespräche über Steilwände, Bremsspuren usw. führen zu müssen. Da kommen ganz andere Themen auf. Lassen wir das! Die Nebel verdichten sich, nachdem noch weitere Flaschen Rotwein nachgereicht wurden.

 



Zwei Jahre bei den Stadtwerken Leipzig

"Schlossherrin Frau Kriehmig mit meiner Frau vor dem Schlösschen

Mütterliche Strenge: Die Schlossherrin    

 Herr Oerter von VNG, der ebenfalls im Schloss wohnt, und ich werden von der gestrengen aber korrekten früheren Eigentümerin, sprich Schlossherrin, fast mütterlich betreut. Da des öfteren neben Firmenvertretern auch Mitarbeiter der Beteiligungsunternehmen der VNG aus Großbritannien, Russland, den Niederlanden oder Norwegen als Gäste übernachten, ergeben sich an den Abenden interessante Gespräche und ich bedauere, nicht jünger an Jahren zu sein. Jedenfalls erlebe ich hier eine schöne Zeit bei gehobenem eigenem Alter (66 Jahre) und genieße diese Atmosphäre.

 

Saubere Luft

 

„Sein Leipzig“ fand einst Goethe schick,

drum wollen wir’s probieren:

Das Stadtgas fahren wir zurück,

um Erdgas einzuführen.

 

Die Stadtwerksleute und auch ich        

geh‘n ran mit Leib und Seele.

Die Gasversorgten freuen sich,

„weil jetzt das Stinken fehle“.

 

Und auch der Kohleöfen Zeit

ist nunmehr abgelaufen.

Die saub’re Luft macht sich jetzt breit.

S’war auch zum Haarausraufen,

 

weil schwefelhalt’ges Abgas roch

als ob die Eier faulten.                                                        

Da kam bei mir der Magen hoch

und auch die andern maulten.

 

Das Maulen aber war beliebt

vor allem bis zur Wende.

Und als man’s tüchtig eingeübt,

führt‘ es zur Teilung Ende.

 

Doch Sachsen hat Erfindergeist.

Der Sachse ist wie Säure,

die sich durch alle Zwänge beißt,

damit sich’s Land erneure.

 

 

Die Beratung der Mitarbeiter des Bereichs Gasversorgung der Stadtwerke Leipzig verläuft ohne Akzeptanzprobleme zu unserer gegenseitigen Zufriedenheit. Noch vor Ende des Jahres 1992 fahre ich mit Herren der Abteilungen Betrieb und Erdgasumstellung nach Dresden, um hier auf den von mir organisierten Besprechungen mit den voll in der Umstellung befindlichen Mitarbeitern der Dresden Gas deren Erfahrungen nutzbringend zur Kenntnis zu nehmen. Da beide Städte nach Größe und Problemlage vergleichbar sind, entwickelt sich eine gute Zusammenarbeit mit laufendem Erfahrungsaustausch. Ein Problem, wie es für die neuen Bundesländer typisch zu sein scheint, ist auch in Leipzig (wie zuvor in Dresden) das Fehlen einer Planwerksfortschreibung seit Anfang 1970. Wie ich bereits in meinem Dresdner Bericht erwähnte, machte damals jemand den Vorschlag, die Bearbeitung der Rohrnetzpläne aus Geheimhaltungsgründen ganz einzustellen. Alle seit diesem Zeitpunkt erfolgten Rohrleitungszugänge, -abgänge und Änderungen sind also in den Plänen nicht eingezeichnet worden. Wo aber keine Einmessungen und Eintragungen von Leitungen erwünscht waren, brauchte man auch keine Vermessungsingenieure und –techniker, so dass dieser Berufsstand nach und nach verkümmerte. Um jetzt, insbesondere im Hinblick auf die Erdgasumstellung, eine Aktualisierung des Planwerks in die Wege zu leiten, sind zunächst die Orts- und Netzkenntnisse der alten Meister und Vorarbeiter gefragt. Einige müssen wieder aus dem voreilig beschlossenen Vorruhestand zurückgeholt werden.

 

Hier zunächst folgende kurze Erläuterung.

Während der Umstellung der Gasversorgung von Stadtgas auf das umweltfreundliche Erdgas mit höherem Heizwert bestehen zwei Rohrnetze: Ein schrumpfendes Stadtgasnetz und ein wachsendes Erdgasnetz. Es wäre zu teuer, zum vorhandenen Stadtgasnetz ein zweites Rohrnetz für Erdgas parallel zu verlegen. Deshalb wird das vorhandene Netz in sogenannte Umstellbezirke aufgeteilt, die der Geräteumstellleistung (in den Wohnungen) in einer „Umstellwoche“ entsprechen. Mit der Geräteumstellung ist eine Spezialfirma beauftragt. Der jeweilige Bezirk wird mit den vorher einzubauenden Trennschiebern zum Beginn der Umstellwoche komplett vom übrigen Rohrnetz getrennt. Dann wird das Erdgas durch einen wieder geöffneten Schieber aus dem bereits mit Erdgas gefüllten Netz in das Teilnetz des Umstellbezirks eingelassen. Das hierin noch vorhandene Stadtgas wird vom einströmenden Erdgas über einen ebenfalls wieder geöffneten Schieber aus dem Umstellbezirk heraus in das schrumpfende Stadtgasnetz hinein verdrängt. Das Ende dieses Gasaustauschs erkennt man an der Farbe der Gasflamme, die über ein am „Auslassschieber“ angebrachtes Fackelrohr gespeist wird. Dann wird auch der zuletzt genannte Schieber gesperrt. Dies alles geschieht in der Nacht zum Montag. Erst jetzt beginnt der Gasaustausch in den Hausanschlussleitungen und den Inneninstallationen der Häuser und die Umstellung der Geräte für die neue Gasart. Am 01. Februar 1993 kann die Erdgasumstellung in Leipzig beginnen. Wie vorausgesehen, gibt es einige Probleme beim Abschiebern des ersten Umstellbezirks wegen nicht bekannter und daher nicht getrennter Verbindungsleitungen zum nächsten Umstellbezirk (Problem des scheinbar noch nicht komplett aktualisierten Planwerks). Der Vorschlag der Dresdner Kollegen von vor Weihnachten, die Probesperrung spätestens vier Wochen vor der endgültigen Sperrung der Schieber eines Umstellbezirks vorzunehmen, um genügend Zeit für das Suchen,  Auffinden und Trennen von eventuell unbekannten Leitungen zu haben, wird ab jetzt ernst genommen. Die kritische Phase der Umstellung endet am 13. März 1993.

Nun können wir uns der Modernisierung der Aufbauorganisation der Hauptabteilung Gas widmen. Ein erschreckend dringendes Problem sind die zahlreichen Rohrleitungsschäden im überalterten Gasrohrnetz. Bereits in der Zeit vom 02. Bis 04. März 1993 führen wir in Bad Düben ein Kolloquium zum Thema „Planungsgrundlage für die Lösung der Schadensprobleme im Gasrohrnetz der Stadt Leipzig“ durch. Das Ergebnis ist eine mittelfristige Maßnahmen- und Kostenplanung. An den Abenden in Bad Düben kommt man sich bei einem Glas Ur Krostitzer näher und ich erfahre, mit welchen Raffinessen meine Leipziger Freunde trotz Materialmangel und Dirigismus die Versorgung in den zurückliegenden Jahren über Wasser gehalten haben. Das nötigt mir eine beträchtliche Hochachtung vor diesen Leistungen ab. Nu, so denke ich, wir forschen mit viel Aufwand nach den Lebensgewohnheiten vergangener Völker und deren Kulturen. Es ist aber scheinbar niemand da, der die technischen Probleme der DDR und deren Lösungen jetzt sammelt und zu Papier bringt. Es würde sich lohnen. Der Titel der Arbeit könnte lauten: Überleben durch Tüftelei.

 

 



Am 28. Mai findet in der großen Halle 8 der Kölner Messe ein „Kölscher Abend“ mit Kölner Künstlern wie „Bläck Föös“, Klüngel Tropikal, Schäl Sick Brass Band, Crème de Cologne und der Tanzgruppe Kölsch Hännes`chen , statt. Zudem wird in den Pausen kräftig das mitgebrachte Tanzbein geschwungen, wobei ich als Ersatzmann für einige tanzfaule Ehemänner herhalten muss. Da an unserem, also dem „Leipziger“ Tisch recht lebhaft dem Wein zugesprochen wird, lässt eine gehobene Stimmung nicht lange auf sich warten, wie das obige Foto aus der Fachzeitung, das ausgerechnet unseren Tisch als Vordergrund hat, dokumentiert. Aber dieser gemeinsame fröhliche Abend lässt mich nochmals zurückdenken, an eine Zeit ernsthafter Arbeit und an einen Ausspruch von Georg Christoph Lichtenberg: „Es gibt Leute, die glauben, alles wäre vernünftig, was man mit einem ernsthaften Gesicht tut“.

Unser Wahlspruch aber lautet: Zu einer ernsthaften Arbeit gehört nicht zwingend ein ernsthaftes und verschlossenes Gesicht. Also: Prost!

 



Die NDZ, unsere Fachzeitschrift, bringt ausgerechnet das obige Bild von unserem Tisch. Wir waren vermutlich die lustigsten Gäste.

Von rechts nach links: Frau Dörling, die Sekretärin von Herrn Reichelt (bei der ich mich für die gute Zusammenarbeit bedanke), Abteilungsleiter Reichelt (mit dem ich auch heute noch Kontakt pflege) und dessen Frau Christina.