Leserbriefe und kritische Anmerkungen

An "meine Zeitung"

Genau

Nun bin ich im letzten Jahr 8 x 11 (hört sich besser an als 88) Jahre alt geworden und bekomme inzwischen erstmals in meinem Leben Probleme mit der richtigen Verwendung von Wörtern unserer Alltagssprache. Da wird mir doch von einer Jemandin (weibliche Form von jemand) erklärt, das altdeutsche Wort „ja“ sei im allgemeinen Sprachgebrauch durch das Wort „genau“ ersetzt bzw. verdrängt worden. Und nun erinnere ich mich in diesem Gespräch plötzlich, dass dieses „genau“ bei meinen jungen Enkelinnen frischfröhlich laufend Verwendung findet. Also antworte  ich: „Genau“. Kurz darauf ruft meine Frau aus dem Esszimmer: „Essen kommen!“, und ich rufe zurück: „Genau.“ Der Blick meiner Frau lässt mich vermuten, dass dieses „genau“ hier unangebracht war.

Um meine Unsicherheit so schnell wie möglich loszuwerden, frage ich mit Hilfe meiner Tageszeitung die für die deutsche Sprache, die ja neben dem Denglisch immer noch hin und wieder Verwendung findet,  zuständigen Fachleute, wann das „ja“ genau richtig ist und wann das „genau“ Verwendung finden sollte.

Ich bedanke mich im Voraus.

Eine umfassende, schöne und dazu auch noch typisch kölsche Antwort. Vielen Dank, liebe Zeitung!

Witze über Mohammed

Als die ersten türkischen Gastarbeiter zu uns kamen, habe ich sie durchaus willkommen geheißen und nicht ausgegrenzt. So konnte ich persönlich einigen von ihnen berufliche Erfolge ermöglichen und so auch einige türkische Freunde gewinnen. Diese wiesen mich aber bereits vor Jahren darauf hin, dass wir Deutschen nicht genügend Augenmerk auf die von manchen Nachgereisten angestrebte Bildung von Parallelgesellschaften richten würden. Diese Nachgereisten, wie immer wir sie nennen mögen, erreichten es, das Bild auf unseren Straßen durch Kopftuchzwang so zu verändern, dass wir manchmal glauben, nicht mehr im Abendland zu leben.

 

Wir im Dritten Reich Aufgewachsenen waren es seinerzeit leid, die Straßen stets voller Parteiuniformen zu sehen, Uniformen die vor allem einen Machtanspruch ihrer Träger ausdrückten. Und nun sind die Kopftücher mittlerweile Teil einer uniformen Gesamtkleidung mancher islamischer Frauen und jungen Mädchen geworden. Dass unsereiner hier zu Recht oder Unrecht Parallelen vermutet, sollten wir unseren islamischen Mitbürgern erläutern. Wenn es sich hier um ein Identitätsproblem handelt, kann man es durchaus als eine vorübergehende Erscheinung im Verlauf der bei Migranten unvermeidlichen evolutiven Entwicklung akzeptieren.

 

Die jetzige Veröffentlichung der Karikaturen von Mohammed und Gott passt aber nicht in den notwendigen kulturellen Dialog, sondern trägt zu einer Verhärtung der bestehenden Missverständnisse zwischen den Kulturen bei. Wir sollten uns auch nicht mit einer zu schützenden Presse- und Meinungsfreiheit herausreden. Das Verletzen religiöser Gefühle mag durch unsere Gesetzgebung gedeckt sein. Aber woher kommen diese Gesetze und wer ist für eine verantwortbare Festlegung der Grenzen der Freiheit zuständig? Gut, die Legitimität hierzu wird durch das demokratische Verfahren der Mehrheitsentscheidung erzeugt. Doch diesen Mehrheitsentscheidungen ruht, wie Jürgen Habermas und Kardinal Ratzinger (vor seiner Papstwahl) gemeinsam feststellten, nicht zwingend ein ethisch-moralischer Gehalt inne. Hier müssten Judentum, Christentum, Islam und Humanismus gemeinsam an einer vorpolitischen moralischen Prägung der Verantwortung mitwirken.

 

Noch eine Frage bitte: Wäre Julius Streicher, der ehemalige Herausgeber des NS-Hetzblattes „Der Stürmer“, der die Juden in Wort und Bild der Lächerlichkeit preisgab, und nach dem Krieg als Schreibtischtäter eingestuft und von den Siegermächten zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, bei der heutigen Rechtsprechung „im Sinne der Presse- und Meinungs-Freiheit straffrei?  

Die jüngere deutsche Geschichte lehrt uns: Das „Der Lächerlichkeit preisgeben“ kann Gewalt erzeugen und töten!

 

Und, um das Gesamtproblem abzurunden: Unsere geschichtliche Erfahrung lehrt uns mit Blick auf die Reichskristallnacht (Zerstörung von jüdischen Geschäften, öffentlichen Einrichtungen, Synagogen und sogar Privatwohnungen durch den von den Nazis geschürten und staatlich gelenkten „Volkszorn“) auch, wie einfach es ist, einen Aufstand der Massen zu organisieren, um von den wichtigen innenpolitischen Problemen abzulenken. Die Hassprediger unserer Tage sollten wissen, dass die von ihnen geschürten Exzesse im Nahen Osten für uns nichts Neues und Überraschendes sind. Also bitte!

 

Veri Josef Weber



Europäischer Islam

Das Lesen des vorstehenden fast unleserlichen Leserbriefes ist niemandem zuzumuten. Deshalb wird er hier in aller Deutlichkeit wiederholt:

Europäischer Islam

Die gegenwärtige Auseinandersetzung über einen europäischen Islam artet des öfteren in eine, wie Sie schreiben, "losgebrochene Empörung" aus. Ein Artikel versuchte, die Wogen zu glätten, indem er einige Auswüchse bei den sogenannten Islamisten als solche benennt, die nicht mit dem wirklichen Wesen des Islam zu vereinbaren sind. Dieser Versuch ist posirtiv zu bewerten. Aber er reicht nicht bis an die Wurzeln des Konfliktes, in dem sich die moslemischen Glaubensbrüder heute befinden.

Als die Araber im Jahre 711 über die Straße von Gibraltar in Europa eindrangen, kamen sie als Träger einer Hochkultur, die der damaligen Abendländischen überlegen war. Warum hat sich dies in jüngerer Zeit umgekehrt? Heute hinken die islamisch geprägten Länder, so stellen sie selbst fest, in der Entwicklung Jahrhunderte hinter der westlichen Welt her.

Ich will hier an Augustinus anknüpfen, der sich lange mit dem Gegensatz von der Unveränderlichkeit Gottes und der Freiheit des Menschen beschäftigte. Zur Überbrückung dieses Gegensatzes festigte er das Gottesbild der Dreifaltigkeit. Vereinfacht: Weil die menschliche Natur Christi nicht durch seine göttliche Natur aufgesogen wird, bleibt eine Spannung zwischen Mensch und Gott und damit ein Feld, auf dem sich der Mensch immer wieder neu entscheiden muss und die Überlieferung lebendig  aufgrund der aktuellen Forschungen und Erkenntnisse fortentwickeln kann. Im Gegensatz hierzu war im Islam alles nach dem Prinzip der Litteralinspiration (buchstabengenau) festgelegt.

Es geht also um den Gegensatz von Unveränderlichkeit und Freiheit. Geschichtsbewusste Moslems, wie zur Zeit Abdel-Samad, versuchen, diese Entwicklungsbremse zu benennen und den Islam reformierbar zu machen. Dieser Entwicklung ist ein sachlicher Dialog dienlicher als eine "losgebrochene Empörung".

Ein Wort an die Medien

 




Warum eigentlich?

Als ich am Pfingstsonntag 2011 vor einer überfüllten Kirche der polnischen Stadt Tarnow stand, drangen Orgelmusik und Chorgesang der bei uns nicht mehr üblichen tridentinischen (lateinischen) Messe nach draußen und ich war in diesem Augenblick geistig zu Hause. Ich fühlte mich geborgen in der Obhut einer großen Weltgemeinschaft. (An völkischen Weltanschauungen liegt mir aufgrund meiner Erfahrungen während des Dritten Reiches nichts.) Vor dem II. Vatikanischen Konzil konnte man in diesem Sinne an den Sonntagen überall auf der Welt „geistig zu Hause“ sein. Darum waren damals die Kirchen in den Urlaubgebieten und an den Rändern  der Touristenstraßen Sonntag für Sonntag überfüllt.

Das II. Vatikanische Konzil räumte, aus mir nicht erklärlichen Gründen, hiermit auf, obwohl zu jener Zeit der Massentourismus aufzublühen begann. Und so leerten sich die Kirchen zusehends.

Der jetzige Papst scheint diesen Zusammenhang erkannt zu haben, was man von einigen Medienbeherrschernnicht zwingend behaupten kann. Vielleicht steckt ja auch keine wirkliche Erkenntnis dahinter, sondern der Wunsch, der zurzeit laufenden Kampagne gegen Rom zusätzlichen Schwung zu verleihen. Die in Hitlers „Mein Kampf“ erwähnte Los-von-Rom-Bewegung stößt seit einiger Zeit in Deutschland auf viel Verständnis.

Da die Nationalsozialisten erkannten, dass der Katholizismus aufgrund seiner Internationalität ihrer Rassentheorie am stärksten im Wege stand, richtete sich die „Geistige Wehrertüchtigung“ im Wehrertüchtigungslager, das ich im Jahr 1943 in Bastogne im besetzten Belgien persönlich genießen durfte, ausschließlich gegen diesen.

(Siehe www.veriweber.de, Themenseite "Herbst 1943, geistige Wehrertüchtigung.") Ein Münstereifeler Jude sagte damals bei seinem Abtransport zu einem KZ-Lager: Freut euch nicht zu früh; nach dem Knoblauch kommt der Weihrauch an die Reihe.“

Wer sich noch erinnern kann, wo die Gebiete mit dem geringsten Zuspruch zum Nationalsozialismus lagen (Rheinland, Münsterland, Sauerland, Oberbayern, Oberschlesien, Emsland, Baden, Ermland usw.) wird bedrückt feststellen, dass die Medien bei allem Eifer, einige um Jahrhunderte zurückliegende Verfehlungen meiner Kirche bis zum Überdruss zu wiederholen und alles Positive bewusst zu verschweigen, die aktuelle Gefahr eines Neofaschismus total übersehen. Ich erwähne in diesem Zusammenhang die folgenden Sätze aus dem Buch "Hitler Eine Bilanz" von Guido Knopp: "In den ersten Wochen nach der Machterschleichung war die Front der deutschen Katholiken noch intakt. In Schlesien, Bayern und im Rheinland hatten ganze Regionen nicht Hitler gewählt, sondern Zentrum oder BVP. Die deutschen Bischöfe hatten den Nationalsozialismus verurteilt."

Doch heute ist man landauf, landab bemüht, diesen gewaltigen Schutzschild gegen Rechtsextremismus für immer zu diskreditieren.

Um die damalige Situation in den unterschiedlichen Gegenden Deutschlands etwas deutlicher zu formulieren: Es gab während des Dritten Reiches Gegenden, wo man in den Geschäften und Gaststätten nur dann bedient wurde, wenn man mit "Heil Hitler" und erhobenem Arm (Hitlergruß) eintrat und es gab Gegenden, (es waren die vorstehend genannten überwiegend katholischen Gegenden), wo man nicht oder nur zögerlich bedient wurde, wenn man mit "Heil Hitler" grüßte. Hier war ein "Guten Tag" oder "Grüß Gott" angebrachter.

Die heutige Kampagne läuft, sehr gekonnt geführt, vermutlich im Kern darauf hinaus, die Menschen von jeglicher Bindung, sei sie katholisch oder protestantisch, zu „befreien“ und im höchsten Maße manipulierbar zu machen.

Und nun reibt man sich  verwundert die Augen, wenn man in einige deutsche Gebiete schaut und dort, nicht generell aber vielerorts außerhalb der großen Städte, ein fröhliches braunes Treiben vorfindet. Seit November 2011 haben die Medien nach dem erlittenen Schock ein neues Dauerthema: Wie kann man die rechte Szene wirksam überwachen und bekämpfen?  Aber wer fragt nach der Mitschuld der Medien und jener "Spaßmacher", die bärbeißige Spitzfindigkeiten mit Humor verwechseln? Wer fragt danach, wo der Grund für die Manipulierbarkeit der noch unreifen Jugendlichen liegt. Eine von mir geschätzte Zeitschrift zum Beispiel druckt bedenkenlos Leserzuschriften ab, die reine Hetzparolen mit Worthülsen ohne geistigen Inhalt darstellen. Das erinnert mich  an das Hetzblatt des Dritten Reiches "Der Stürmer", das seinerzeit die Plattform für  eine fatale Judenhetze bot.  Der Herausgeber dieses Hetzblattes, Julius Streicher, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den Siegermächten im Nürnberger Prozess als Schreibtischtäter verurteilt und hingerichtet, würde aber heute vermutlich im Sinne der Pressefreiheit freigesprochen. Und zu manchen Fernsehdebatten werden Gesprächsteilnehmer eingeladen, die (z.B.) ihre Fähigkeit, Musik  zu machen, bedenkenlos auf die Beantwortung höchst naturwissenschaftlicher , weltanschaulicher oder psychologischer Fragen übertragen, ohne Rücksicht auf die Zuständigkeit der hierfür geeigneten Fachleute. Und wenn dann die Fragen auch noch am Kern des wahren Problems vorbei gestellt werden, ist die gewollte Wirkung der Sendung gewährleistet. Man will ja manchmal keine wirklichen Problemlösungen, sondern unterhaltsamen Klamauk. (Es gibt Gott sei Dank einige löbliche Ausnahmen.)

Schade! Als echter Rheinländer möchte ich mich auf meine alten Tage wieder so richtig meines Lebens freuen können.

Deutschland schläft. Hoffentlich kommt nicht eines Tages jemand wie seinerzeit Hitler  mit einem donnernden „Deutschland erwache!“ daher.

 

Gute Nacht allerseits!

 

Veri Josef Weber



Siehe auch "Am Ende des Zweiten Jahrtausends"